Kommentar: Brancheninsider melden sich

Eine persönliche Meinung von Axel S. Sonntag

Brancheninsider melden sich bei der IG 0700. Dazu später mehr.

Weiterhin melden sich täglich Inhaber von 0700-Rufnummern bei uns, die durch Medienveröffentlichungen über unsere IG 0700 auf uns aufmerksam wurden. Viele fragen: Wie können wir Euch unterstützen? Tenor insgesamt: Endlich formiert sich da etwas – bewegt bitte den Gesetzgeber dazu, die Regulierungslücke zu schließen! Die Tarife sind zu hoch. Wir wollen unseren Anrufern keine horrenden Gesprächsgebühren mehr zumuten.

Wellen schlug tatsächlich der jüngste Bericht von teltarif.de-Redakteur Henning Gajek. Interessant ist hier aber vor allem, zwischen den Zeilen zu lesen.

Widerspruch 1: Die Zahl der zugeteilten Rufnummern

„Sowohl die Zahl der geschal­teten als auch die der aktiv genutzten 0700-Rufnum­mern sei seit Jahren deut­lich rück­läufig“ (teltarif.de in Bezug auf eine nicht namentlich genannte Quelle).
Fakt ist: 2015 waren 101.346 Rufnummern mit der 0700 zugeteilt, im 1. Halbjahr 2019 waren es 123.017 (Quelle jeweils: Bundesnetzagentur). Das sind 21 Prozent mehr. Und selbst wenn diese nicht alle aktiv geschaltet sein sollten. Ist das ein Wunder? Bei nicht regulierten Gesprächspreisen von bis zu 71 Cent pro Minute? Selbst die von der Deutschen Telekom ihren Festnetzkunden berechneten 12,6 Cent pro Minute (Hauptzeit) sind Stand 1999. Seither sind die Gesprächsgebühren überall massiv gesunken – nur nicht beim Anruf zur 0700.

Widerspruch 2: Die Integration der 0700 in Flatrates

„Man habe Angst vor einem weiteren Verlust von Anru­fer­ent­gelten.“ (teltarif.de in Bezug auf eine nicht namentlich genannte Quelle).
Fakt ist: Bislang ist der Markt gänzlich unreguliert. Einzelne Telefongesellschaften berechnen deshalb bis zu 71 Cent pro Minute für die Anwahl der 0700. Sollte künftig die 0700 beispielsweise wie ein Mobilfunkgespräch abgerechnet werden, sinken natürlich die Einnahmen für die Telefongesellschaften. Aber bitteschön – das tun sie seit Jahren. Wer erinnert sich nicht noch an einen – damals – völlig üblichen Handypreis von 1,99 DM (1,02 Euro) pro Minute für ein Festnetztelefonat? Und: Wenn es doch aus Sicht einiger Marktteilnehmer nur so „wenige“ 0700-Rufnummern gibt, wie können sich dann Telefongesellschaften durch den Verlust von Anruferentgelten bedroht sehen? Der Gesetzgeber bzw. die EU haben viele Preise reguliert, bspw. zur 0180 und im International Roaming. Sind deshalb alle Telefongesellschaften in Insolvenz gegangen?

Widerspruch 3: Der Markt „nach“ den Entscheidungen der Telekom und 1&1

Die Telekom und 1&1 haben allen Kunden, die eine 0700-Rufnummer geschaltet haben, gekündigt. teltarif.de scheint da eine „perspektivische“ Frage an die Bundesnetzagentur gestellt zu haben. „Falls es eines Tages keine Hosting-Anbieter von 0700-Rufnum­mern mehr gäbe, würde die Bundes­netz­agentur voraus­sicht­lich zur Zukunft der 0700er-Rufnum­mern eine öffent­liche Anhö­rung durch­führen und danach entscheiden.“
Fakt ist: Unsere Webseite nennt eine Reihe von alternativen Anbietern, die nach wie vor die Schaltung und Inbetriebnahme der 0700 anbieten – sogar ohne Grundgebühr.
Was mich wundert: Es war die Bundesnetzagentur selbst, die die 0700 einst – absolut berechtigt – als Innovation einführte. Wie kann es sein, dass die Bundesnetzagentur diese – ihre eigene(!) – tolle Idee so pessimistisch einstuft? Immerhin war es die Behörde selbst, die von einer „lebenslänglichen“ Rufnummer sprach.

Widerspruch 4: Behandlung der 0700 als Flatrate sei nicht möglich

„Die eben­falls befragte Bundes­netz­agentur teilte auf Anfrage von teltarif.de mit, das Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setz (TKG) enthalte keine Vorgaben für eine Tarif­ge­stal­tung von Anrufen zu 0700-Rufnum­mern.“

Da kann natürlich der Gesetzgeber – zum Beispiel bei der anstehenden Überarbeitung des Telekommunikationsgesetzes – schnell und einfach Abhilfe schaffen. Denn 2020 wie auch schon 1999 berechnet die Telekom ihren Festnetzkunden den Anruf zur 0700 mit tagsüber bis zu 12,6 Cent pro Minute. Während nahezu die gesamten übrigen Tarife massiv gesunken sind, verharren wir auf dem Stand von 1999.

Fazit? Brancheninsider melden sich jetzt bei uns.

„Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Verfolgung Ihres für mich nachvollziehbaren Anliegens“, schreibt uns ein Brancheninsider.

„Ich bin auch der Meinung der Anruf zu einer 0700 sollte vor allem vom Handy günstiger werden“, schreibt uns sogar ein Vertreter eines Telekommunikationsunternehmens (!).

Wir freuen uns über noch viele weitere Unterstützer:

kontakt@ig0700.de

Auch weitere Brancheninsider können sich gerne melden.

Hinweis: Dieser Kommentar ist die persönliche Meinung des Autors und spiegelt nicht die Sicht der Mitglieder der IG wider.

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